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Proteinpower mit Soja und Lupine

Pflanzliche Proteinpower mit Soja und Lupine. Woher stammen die Sojabohnen in Lebensmittel? Wie viel Protein stecken in Lupine? Hauswirtschaftsmeisterin und TV-Moderatorin Yvonne Willicks beschäftigt sich in ihrem Blog mit den pflanzlichen Eiweißlieferanten.

Yvonne Willicks

Proteinpower mit Soja und Lupine

Letzte Woche habe ich an dieser Stelle über vegane Ernährung geschrieben, und wie tierische Eiweiße einfach mit pflanzlichen Proteinen ersetzt werden können.

Wer den Beitrag noch nicht gelesen hat, kann das hier nachholen.

Besonders hohe Eiweißgehalte haben die heimischen Hülsenfrüchte Soja und Lupine – botanisch bezeichnet als Leguminosen. Sie liefern jede Menge pflanzliche Proteinpower. Sie sind nicht nur hervorragende pflanzliche Eiweißlieferanten, sie werden zumeist auch regional angebaut und haben eine sehr gute Energiebilanz.

Sojabohne, mehr als nur Tofu

Wegen ihres hohen Proteingehalts ist die Sojabohne bei Vegetariern und Veganern schon lange sehr beliebt. Sie wird zumeist verarbeitet verspeist, als Tofu, Jogurt, Sauce, als Drink oder Sojaschnetzel. Sojaschnetzel passen als Hackfleischersatz perfekt in eine vegetarische Bolognese-Sauce oder in Lasagne. Die Bohne selbst schmeckt aber auch toll, zum Beispiel als Edamame. Das sind unreif geerntete Sojabohnen. Geschält gehören sie in Glasnudelsalat, erhitzt in der Schote sind sie ein toller Snack für zwischendurch. Geschälte und ungeschälte Edamame gibt es im Supermarkt oder Asiashop im Tiefkühlfach.

Herkunft unbekannt – woher stammen die Sojabohnen?

Die meisten Sojalebensmittel (vor allem die mit Bio-Siegel) werden aus Pflanzen von europäischen Feldern hergestellt. Vor allem Frankreich, Italien und Österreich haben große Soja-Anbaugebiete. Doch auch im kühleren Deutschland gibt es immer mehr Sojafelder. Eine Herkunftskennzeichnung für die Produkte ist allerdings nicht vorgeschrieben. Nur bei unverarbeiteten Früchten muss die Herkunft gekennzeichnet werden. Infos dazu, wo die Sojabohnen aus dem Produkt herkommen, findet Ihr daher nur manchmal auf der Produktverpackung. Steht nichts zum Anbaugebiet auf der Verpackung, können die Bohnen theoretisch von überall auf der Welt herstammen.

Soja in Lebensmitteln stammt meist aus Europa

Das heißt aber nicht, dass das tatsächlich so ist. Der allergrößte Teil der Sojabohnen, die in Lebensmitteln stecken, stammt aus Europa. Oft kaufen Hersteller aber je nach Saison und Ernte in verschiedenen europäischen Ländern ein. Bei jeder neuen Charge müsste so eine neue Verpackung mit neuer Herkunftskennung gedruckt werden. Diesen Aufwand umgehen viele Produzenten, indem sie nur angeben, dass das Soja aus der EU oder Nicht-EU stammt oder eben die Herkunft gar nicht angeben. Nicht-EU bedeutet dann auch nicht unbedingt Übersee, sondern kann auch die europäischen Länder meinen, die nicht zur EU gehören. So wie, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro, Nordmazdonien, Georgien. Es ist also – wie immer mit der Herkunftskennzeichnung – alles sehr kompliziert!

Auch die Kollegen der Verbraucherzentralen haben sich schon mehrmals mit dem Thema beschäftigt. Siehe hier:

https://www.vzhh.de/sites/default/files/medien/166/dokumente/14-04_vzhh_Vegan_Herkunft_Soja.pdf

https://www.lebensmittelklarheit.de/produktmeldungen/herkunftsversprechen-entfernt

https://www.lebensmittelklarheit.de/produktmeldungen/veganz-soja-schnetzel

Ziemlich klar ist dagegen, dass die konventionell angebauten (manchmal auch gentechnisch veränderten) Sojabohnen aus Nord- und Südamerika in erster Linie im Tierfutter landen und nur in absoluten (und gekennzeichneten) Ausnahmefällen in Soja-Lebensmitteln.

Lupine – Soja des Nordens

Unkomplizierter ist es mit der Lupine, der anderen heimischen Eiweißquelle, da sie noch immer ein Nischenprodukt ist, und auf dem Weltmarkt nicht ansatzweise so eine Rolle einnimmt wie die Sojabohne. Die Lupine stammt ursprünglich aus Südamerika, wächst aber mittlerweile auch auf vielen deutschen Äckern, insbesondere im Osten und Norden des Landes. Durch Zucht wurden die Bitterstoffe aus der Pflanze entfernt, seitdem ist besonders die Blaue Süßlupine als Futter- und Lebensmittel stark im Kommen. Ihr Spitzname ist „Soja des Nordens“. Rund 28.900 Hektar Lupinenanbaufläche gab es nach Angaben des Statistisches Bundesamt im Jahr 2021. Die größten Anbauflächen der Süßlupine befinden sich in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. In Europa ist aber Polen das Anbaugebiet Nr. 1.

Tofu, Tempeh, Mehl und Co. – Lupine ist vielseitig einsetzbar

Der Sojabohne steht sie in punkto Eiweiß und Ballaststoffen in nichts nach – im Gegenteil. Sie enthält gekocht mit 12 Gramm pro 100 Gramm sogar etwas mehr Proteine als die gekochte Sojabohne mit 11 Gramm.

Ähnlich wie Soja wird Lupine zu vielen verschiedenen Produkten verarbeitet: Lupinenfilet ist ein Fleischersatz aus gekochten und feingemahlenen Samen, Lupinenmehl eine glutenfreie Mehlvariante, Lupinenschrot kann als Porridge oder als Fülling für Aufläufen verwendet werden. Es gibt Lupinen-Streich, Lupinen-Tofu und Lupinen-Tempeh. Es gibt sogar (koffeinfreien) Lupinen-Kaffee. Der Anbau der Lupine ist besonders umweltfreundlich, da die Pflanze zur Erhaltung und Verbesserung der Bodenqualität beiträgt.

Eure Yvonne

📷 Foto von  Airam Dato-on auf Pexels